Viel Bewegungsfreiheit auf vier gesunden Hufen

Gleichgewicht durch Bewegung

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Klebebeschlag bei einem Hufabszess mit anschliessender Huffistel


Ein 34 Jähriges Pferd hatte eines Tages starke Schmerzen des rechten Hinterhufes gezeigt.

Anfänglich konnte man keine eindeutige Ursache der Lahmheit feststellen.

Ein schmale Kanal im lateralem Teil der Weissen Linie konnte nicht eindeutig ein Abszess ausschliessen. Ein paar Tage ein Angusverband angelegt. Danach konnte man den Abszessherd samt allen „Nebenhöhlen“ sauber ausschneiden.

Der Hauptkanal öffnete am Haaransatz der Krone. Symptome wie Wärme und Pulsation, sowie Schmerzen waren verschwunden.
Circa drei Monate später kam es plötzlich zu wiederholten Symptomen wie Lahmheit, Pulsation und Wärme. Der Fall wurde ähnlich behandelt wie früher. Allerdings gab es keine Besserung.

Nach wiederholtem Verdacht für einen Abszess konnte ich die Richtung des Abszesses ausrechnen und etwa in der Hälfte der Hufkapsel von aussen einen Kanal aufschneiden. Die Sohle war zum wiederholtem Mal unterminiert. Danach Verband und Krankenschuh angelegt. Zwischendurch waren die Symptome weg, allerdings nicht lange.

Nach ein Paar Wochen verschlechterte sich die Situation und es kam ca. 4 cm lateral, oberhalb der Krone zu einem eitrigem Austritt. Tiermedizinisch wurde die Fistel etwas bagatellisiert und eine Therapie wie bisher angeordnet (Verband - warten - Verband).

Eines Tages nach dem Verbandwechsel war viel Eiter und etwas Blut ausgetreten. Es stunk nach Verwesung. Die Fistel (oder grundlegend der Abszess) bildete mehrere Austrittspforten. Offensichtlich verschaffte sich der Körper diesen Pferdes, auf diese Weise einen Weg um den Eiter aus dem Huf „loszuwerden“.

Es gab nur eine Möglichkeit es zu beenden - den Abszessherd zu sanieren, also die eiternde Ursache auszulöschen.Ohne zu zögern machte ich die gesamte Wand entlang des Abszesskanals auf.Es war tatsächlich nicht leer. Danach wurde es reichlich desinfiziert und wieder gut Verbunden. RTG Bilder gemacht. Es hat sich bestätigt das es sich um eine Fistel handelt. Hufknorpel und Co. wurden aber nicht betroffen.

Tiermedizinisch wurde eingelenkt und ein medikamentöser Schutz eingeleitet. So konnte man aber den demolierten Huf nicht ohne eines mechanischen Schutzes lassen. Eigentlich erinnerte der Huf zu diesem Zeitpunkt eher einer Klaue als einem Huf.

Nach etwa drei Wochen, als das Hautgewebe etwas verkrustet war, bekam das Pferd einen Klebebeschlag. Eine Sonderanfertigung.
Ein Renegade Klebebeschlag dank einer recht stabilen geschlossenen Sohle bot genug vertikalen Stabilität.

Es blieb aber noch das Problem des horizontalen Hufmechanismus. Die Hufkapsel bestand zu diesem Zeitpunkt aus zwei Teilen. Das heisst: kein Klebebeschlag soll diese Wand so stabilisieren, dass sie sich nur wenig bewegt. Man darf nicht vergessen, dass die offene Stelle, wo sich noch bis vor kurzem der Abszessherd befunden hat, nicht stabilisiert (evtl. mit Kunsthorn ausgefüllt) werden konnte.

Dafür wählte ich eine breitere Schalle des Klebebeschlages, als der Huf es war. Lateral lies ich sie hervorstehen. In die so entstandene Aussparung goss ich eine gute Menge Kunsthorn hinein, welche durch seine Stärke die lädierte Hufwand stärkte. Allerdings blieb die aufgeschnittene Hufwand nicht verklebt. Das Risiko eines Infektes, der sich hier entwickeln könnte, war zu gross. Ich legte eine Drainage aus einem Stück Gummiband an. Nur so für alle Fälle.

Den Spaltbereich füllte ich vorsorglich teilweise mit einer bakterienhemmenden Paste. 

Danach wurde die Hufsohle mit Silikon ausgefüllt. Das Ausweiten der Wände wird dadurch auch geringer. Vier Schraubspikes schützten zusätzlich vor dem Ausrutschen.

Nach wiederholtem Wechseln des Beschlages erholt sich der Huf sehr gut, und das Horn wächst wieder zwar vernarbt, aber gesund von oben nach.

Bildergalerie Abszess

Rund um den Pferdehuf